IPA_startseite

Turan, Südalbanien

 

Um den Höhepunkt gebracht


Ein grosses Projekt – und Corona. Aber ein starkes Juniorenteam liess sich nicht aufhalten und half schliesslich nicht nur in Turan, sondern auch noch im Spital von Bulqizë.


Oktober 2019, sechs Jugendliche in Albanien. Im kleinen Bergdorf Turan wird die Armut für sie greifbar. Die Stimmung ist bedrückt, es ist keine lustige Klassenfahrt. Alte Steinhäuser mit kleinen Gärten und ein paar Tieren zeigten, dass hier Menschen versuchen, unter schwierigsten Bedingungen als Selbstversorger zu leben. Endgültig schockiert waren die Schülerinnen und Schüler, als sie in der Schule standen. "Es fühlt sich ganz anders an, wenn man die Kinder direkt vor sich hat", meinte Leonie, als die Gruppe im Grundschulhaus stand. Der Bürgermeister von Tepelenë bezeichnete das Gebäude als "Ruine". Zu Recht, wie die Besucher feststellten. Die Hälfte des Daches war eingestürzt. Nur in zwei Zimmern konnte noch unterrichtet werden. Den Kindern stand nicht eine Toilette zur Verfügung. "Im Winter ist es fast nicht auszuhalten", fasste die Lehrerin die Situation zusammen. "Seit vielen Jahren warten wir auf Hilfe." Ihre Frustration bezog sich auch auf die IPA-Junioren. Es war schon der dritte Besuch eines Teams, und bisher hatte keines Turan als Projekt gewählt.


Viel geholfen und doch enttäuscht


Aber diesmal sollte es klappen. Die Jugendlichen gingen das Problem von Grund auf an. Zwölf Teilprojekte für die Schule reichten ihnen nicht. Sie wollten auch gleich noch die leerstehende Ambulanzstation sanieren, einrichten und ausrüsten. Ein ehrgeiziges Ziel, doch an Ideen fehlte es nicht. Nach einer gründlichen Planung machte sich das gut harmonie-rende Team ans Fundraising. Ein Klavierkonzert mit Brunch, Schnupperlektionen in Yoga oder Feldenkrais und Auftritte in Gottesdiensten waren geplant. Corona machte alles zunichte. Sogar eine Sitzung mit Vertretern einer Stiftung, die die Arbeit mit den Jugendlichen ermöglicht hatte, musste als Videokonferenz abgehalten werden. Die Enttäuschung war gross, aber an Spenden von Privaten und Institutionen fehlte es nicht. In Albanien konnten die Handwerker trotz Pandemie arbeiten und alle Teilprojekte umsetzen. Das Dach wurde neu aufgebaut, Strom, Wasser, WCs – alles funktioniert, und auch die Ambulanzstation konnte endlich in Betrieb genommen werden. Dem Dorf wurden die wichtigsten zwei Pfeiler zurückgegeben. Kinder kommen aus weit entfernten Schulen zurück, drei Familien sind aus der Emigration heimgekehrt, vier weitere haben ihre Abwanderungs-pläne aufgegeben. Weil noch Gelder übrig waren, beschlossen die Jugendlichen, auch noch das Spital von Bulqizë zu unterstützen: Es reichte für ein Ultraschallgerät, die Ausrüstung der Pädiatrie und die Sanierung der Küche.

Ein grosser Erfolg für die Jugendlichen, aber der Tiefschlag folgte bald: Eine Reise im Oktober 2020 zu ihren realisierten Projekten war coronabedingt einfach nicht möglich. "Es tut mir extrem leid", meinte Juniorenleiterin Nicole Delavy. "Die Gruppe wurde um den Höhepunkt und eine Belohnung ihrer grossartigen Arbeit gebracht. Ein zentrales Element unserer Zusammenarbeit mit Jugendlichen fehlt damit." Zwar kann die Leitung von IPA nichts versprechen, aber wer weiss, was die Zukunft bringt?

 


 

 




Sanierung der Schule und Ambulanzstation

 

 

 

juniorenteam