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Lezhë, Albanien

 

Neues Lebenskonzept bei den Roma

 

Vier junge Frauen haben die Matura bestanden. Was bei uns keiner besonderen Erwähnung wert ist, machte im nordalbanischen Lezhë Schlagzeilen. Das Ereignis war das Gesprächsthema in der Stadt, denn die vier gehören zu den Minderheiten der Roma und Ägypter.


Es ist über drei Jahre her, als aus dem Programm des italienischen Paters Luciano für Roma und Ägypter die ersten Jugendlichen vor dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit standen. Schon lange engagiert er sich in Lezhë für die Bildung der Minderheiten. Trotz den Anstrengungen erwarteten die jungen Menschen nun Arbeitslosigkeit, weitere Armut und eine sehr frühe Heirat. Vier Mädchen hatten aber höhere Ziele, und IPA unterstützte sie in ihrem Bestreben, ein Gymnasium zu absolvieren. Ziel war in erster Linie, ein Umdenken in der Gesellschaft anzustossen – in jener der Minderheiten, aber auch in jener der ethnischen Albaner. Das Vorhaben wurde in der Stadt viel diskutiert, die Mädchen standen unter ständiger Beobachtung. 200 weitere Kinder der Minderheiten blickten auf die Erfolge der vier in der Schule, und für immer mehr wurden sie zum Vorbild. Letzten Juli bestanden tatsächlich alle die Matura. "Wir haben ein Leben lang versucht, die Roma davon zu überzeugen, dass Bildung wichtig ist – ohne Erfolg. Erst dieses Projekt hat das nun in nur drei Jahren geschafft." Suzana Brahimi, früher selber Schulleiterin in Lezhë, brachte die Umwälzung auf den Punkt. Die Wirkung des Projekts übertraf alle Erwartungen. Das Fernsehen berichtete, Politiker sprachen von der Vorbildwirkung ihrer Stadt. Eltern denken nicht mehr an Kinderheiraten, sondern schärfen ihrem Nachwuchs ein, so zu werden wie die vier jungen Frauen. In den letzten zwei Jahren folgten ihnen je ein Dutzend weitere an ein Gymnasium. Ihre gelungene Integration in den Klassen führt auch bei vielen Albanern zu einer Neubeurteilung ihrer Nachbarn. Selma erhielt nach der Matur ihren ersten Ferienjob und verdiente in den Sommermonaten viermal so viel, wie die Familie an Sozialhilfe bekommt.


Emoticon "glückselig"


"Könnten Sie unsere Kinder auch unterstützen, wenn sie einen Studienplatz erhalten?" Die Frage der Eltern kam schon im April. Es war offensichtlich, dass in den Köpfen der Familien eine Revolution stattgefunden hatte. Pater Luciano spricht von einem neuen "Lebenskonzept", das in den Minderheiten nun immer mehr Schule macht. Dank einer Schweizer Stiftung kann Fatjona ihre Wunschausbildung in einem Coiffeursalon beginnen. Lumturije absolviert den Lehrgang zur Kindergärtnerin, Selma studiert soziale Arbeit – beide an der Universität von Shkodër. Nur eine der vier wird vorläufig keine Berufsausbildung machen können. Sie muss sich zuerst von einer dramatischen Veränderung in ihrem Leben erholen. Für die anderen beginnt ein neues Abenteuer. Und wieder werden viele Augen in Lezhë auf sie gerichtet sein. Auf Facebook postete Selma am ersten Tag an der Uni ein Bild von sich mit dem Emoticon "glückselig". Da hat sich wirklich ein Lebenskonzept verändert.



Bildung für Roma-Mädchen

 

 

 

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