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Rubik, Nordalbanien

 

Ein Quantensprung

 

Die Berufsschule in Rubik ist für den ganzen Norden Albaniens wichtig, aber eine praktische Ausbildung war bisher hier nicht möglich. Das hat sich nun radikal verändert.


"Unsere Schüler laufen einfach davon, was soll ich noch sagen?" Die Worte der Lehrerin für Sanitär- und Heizungsmonteure waren deutlich. 18 Jugendliche hatten Mitte September 2019 den Lehrgang begonnen. Als IPA-Mitarbeitende Anfang Oktober zu Besuch kamen, war die Klasse schon aufgelöst worden. 13 Schüler hatten aufgegeben. Die gleichen Probleme zeigten sich im anderen Lehrgang für Mechanik. Dabei bietet eine handwerkliche Ausbildung in Albanien eine gute Perspektive, und Berufsschulen sind ausgesprochen selten. Rubik hat sogar ein Internat. Die Jugendlichen kommen von ganz Nordalbanien hierher – und zogen bisher enttäuscht wieder ab, wenn sie die Praxisräume sahen. Hier gab es nichts, womit sie ihr Handwerk hätten erlernen können. "Wir haben insgesamt 800 Euro pro Jahr für dringende Reparaturen und Neuanschaffungen in beiden Lehrgängen zur Verfügung", meinte die Lehrerin für Mechanik. Und das sah man. Die Apparate und Geräte im Praxisraum waren nicht viel mehr als ein Haufen Schrott. Aber die beiden Frauen hatten noch nicht aufgehört zu träumen. Bei der Frage nach den Bedürfnissen zückten beide gleich einen ausführlichen Projektbeschrieb. Zeichnungen von Übungsanlagen, Wunschlisten und Pläne – alles war schon bereit.Das Engagement und die Sorgfalt, mit der das vorbereitet worden war, beeindruckten die Gäste aus der Schweiz.


Sprachlose Lehrerinnen


Heute ist nichts mehr wie vorher. Der Weg dahin begann aber mit einem kleinen und ungewohnten Umweg. In der Regel legen Begünstigte gleich das grösst mögliche Projekt vor, wenn sie eine Chanceauf Unterstützung erkennen. Nicht so in diesem Fall. Auf die Einladung, ein Budget für den einen Lehrgang einzureichen, kam eine bescheidene Aufstellung. "Das sind wir uns gar nicht gewohnt", war der Tenor im IPA-Büro. Dank einer sehr grosszügigen privaten Spende konnten schliesslich sämtliche Wünsche in beiden Lehrgängen erfüllt werden. Die Lehrerinnen blühten auf: Sie durften Materialien und Preise ausfindig machen, Budgets ergänzen. Trotz grossen coronabedingten Schwierigkeiten undProblemen mit dem Import von seltenen Geräten aus dem Ausland wurden die beiden Räume ganz neu ausgerüstet. "Die Lehrerinnen sind sprachlos", schrieb IPA-Partnerin Suela Koçibellinj. Nach so vielen Jahren voller Frustration haben sich ihre Träume doch noch erfüllt. Die neu gewonnene Motivation war spürbar: "Wir fangen sofort an, Werbung zu machen. Dank den neuen Praxisoptionen werden sicher viele Jugendliche bei uns die Schule besuchen." Noch bevor die Sommerferien zu Ende waren, gelang ihnen ein erster Coup: ein Vertrag mit dem Lieferanten der Apparate, in dem er den Auszubildenden der beiden Lehrgänge die Möglichkeit bietet, Praktika in verschiedenen Firmen zu absolvieren. Am 14. September begann das neue Schuljahr – und eine neue Ära für die Berufsschule von Rubik.


Neue Praxismöglichkeiten in zwei Lehrgängen