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Sao, Nordkamerun

 

"Ein Projekt wie ein Ölfleck"

 

Eine Freifachklasse der Kantonsschule Hottingen (KSH) in Zürich setzt sich im Frühjahr 2018 das Ziel,in Sao Ernährungssicherheit zu schaffen und Menschen die Chance zu geben, ein Einkommen zu erwirtschaften. Schliesslich übertrifft das grosse Projekt in Kamerun alle Erwartungen.


22 Anmeldungen für ein Freifach, das von 16.15 bis 17.55 Uhr im Stundenplan stand – ein Erfolg schon vor Beginn der ersten Zusammenarbeit mit der KSH. Die heterogene Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus zwei Schultypen, unterschiedlichen Stufen und von verschiedenem Alter war verbunden durch zwei Anliegen: anderen Menschen helfen und zugleich einmal praxisorientiert arbeiten. Besonders schockiert waren die Jugendlichen von den Verhältnissen in Sao: 90% der Menschen lebten unter der Armutsgrenze, 40% der Kinder waren stark unterernährt, davon mussten 20% in medizinischen Einrichtungen notfallmässig aufgepäppelt werden. 50 Familien hatten sich bei Kredithaien verschuldet und mussten diesen fast die ganze bescheidene Ernte abgeben. "Das ist Schuldsklaverei", meinte ein Schüler treffend. Dagegen plante die Klasse ein Projekt: Anbau von Reis und Gemüse, dazu ein Lagerhaus zum Schutz vor Nachernteverlusten. Der Optimismus war gross, das Budget aber auch: CHF 97'500.-.


Überraschung bei der Gesundheitskontrolle


Dank der Unterstützung der Leopold Bachmann-Stiftung und weiteren institutionellen Spendern, einer erfolgreichen brieflichen Sammlung sowie einem Sponsorenlauf konnten die Jugendlichen alle Teilprojekte finanzieren. Der regionale IPA-Partner Aboukar Mahamat sprach schon früh von einem Projekt mit Vorbildcharakter. Und auch die Dorfbewohner hatten sofort begriffen: Wenn sie jetzt alles richtig machten, könnten sie der Armut entfliehen. Dann stürzten sie sich in die Arbeit. Sie halfen beim Bau eines Lagerhauses, bepflanzten 43 ha von Hand mit Reis, zogen auf 7 ha Gemüse, stellten Kompost sowie natürliche Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen her und setzten überall Moringabäume – alles über neun Monate, angeleitet von zwei Spezialisten, die für diese Zeit nach Sao zogen.

Als ein Jahr nach Projektbeginn die Delegation des nächst gelegenen medizinischen Zentrums im Dorf die unterernährten Kinder ausfindig machen wollte, staunten ihre Mitglieder nicht schlecht: Es gab keine mehr. 242 Tonnen Reis, dazu viele Tonnen Gemüse waren produziert worden. Überschüsse hatte man verkauft. Die Familien konnten sich aus der Schuldsklaverei befreien. In ihrem Enthusiasmus legten die Bauern gleich noch zwei Teiche für die Fischzucht an. Jetzt, im Juli, will man eine Tonne Welse aus dem Wasser holen. Neu werden zusätzlich Mais und Hirse angebaut, ein zweites Lagerhaus soll entstehen– alles aus dem Verkauf der ersten Ernten finanziert. Die Provinzverwaltung und sogar das World Food Programme schickten Fachleute, um zu erfahren, wieso dieses Projekt so erfolgreich ist, und sogar die Regierung in Yaoundé wollte informiert werden. Aboukar Mahamat dankte IPA und schrieb: "Das Projekt hat mich in der Region berühmt gemacht." Auf Facebook kommentierte ein User: "Ein Projekt wie ein Ölfleck – es breitet sich von alleine immer weiter aus."


Chance erkannt und über sich hinausgewachsen