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Goulfey, Nordkamerun

 

Verbundenheit und Transparenz

 

Die Hilfe der Schülerinnen und Schüler vom MNG Zürich ist in Goulfey überall zu sehen. Ihre Sparkasse rettet viele Familien aus der Not.


Was für ein Unterschied: Wo früher Wucherer bis zu 300% Zins pro Jahr verlangt haben, bezahlen die Familien heute bei ihrer lokalen Sparkasse noch 7%. Jugendliche vom Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Gymnasium Zürich hatten dieses Projekt während der Coronazeit geplant und die nötige Finanzierung gefunden (vgl. Artikel im Newsletter vom Juli 2022). IPA-Kamerun setzte das Vorhaben in die Realität um. Dabei war die Renovation des bestehenden Gebäudes noch der einfachste Teil. Ein Leitungskomitee wurde gewählt und ausgebildet. Vom Kugelschreiber bis zu zwei Motorrädern, mit denen die Kunden besucht und betreut werden, musste man alles einkaufen. Statuten und viele weitere interne Dokumente wurden erarbeitet und zur Prüfung an die Behörden geschickt. Diese erteilten die Bewilligung erstaunlich schnell und unbürokratisch. Die kleine Bank deckt ein Einzugsgebiet von vorerst über zehntausend Menschen ab – eine enorme Aufgabe für eine Informationskampagne. Unter Bäumen und im Schatten von Mauern orientierte man die Bevölkerung der Quartiere von Goulfey. Die verarmten Familien im äussersten Norden Kameruns waren begeistert von dem, was sie hörten. Schon nach kurzer Zeit hatten sich 190 Frauen und Männer als Mitglied registrieren lassen. Sie kratzten die letzten Francs zusammen, um die Gebühren zu zahlen.


Anpassung an lokale Gegebenheiten


Heute sind sie stolze Besitzer eines kleinen Ladens, bewirtschaften ein Feld oder haben eine Viehherde aufgebaut. Die kleine Bank hat im ersten Jahr Kredite im Wert von 19,5 Millionen FCFA (fast CHF 30'000.-) vergeben. Die Laufzeiten bewegen sich meist zwischen fünf und sieben Monaten, bei einem monatlichen Zins von 0,5833%. Fairer geht nicht.

Die Sparkasse funktioniert, und sie konnte schon ein erstes Unglück abfedern. Am Ende der letzten Regenzeit überfluteten riesige Wassermengen, die aus Zentralafrika gekommen waren, die ganze Region. Drei Monate lang waren Goulfey und Umgebung abgeschnitten. Bauern litten ebenso wie Händler. Und dennoch konnten von den 145 Kreditnehmern 126 pünktlich zurückzahlen. Dabei half die gute Beratung durch die Leitung der Kasse ebenso wie die Organisation der Mitglieder. Diese sind nach Quartieren oder Dörfern in acht Gruppen eingeteilt, von denen jede wieder ihre eigene Leitung hat. Alle Mitglieder treffen sich einmal pro Woche, man hilft einander und schickt seine Delegierten an die regelmässigen Treffen in der Zentrale der Sparkasse. So sind alle nahe dran an «ihrer» Kasse, die Verbundenheit ist ebenso hoch wie die Transparenz. «Diese Anpassung an die lokalen Gegebenheiten hat einen grossen Erfolg ermöglicht», berichtet der IPA-Partner aus Goulfey. Dank den Schülerinnen und Schülern aus Zürich ist in Kamerun eine gesunde und gut verankerte Sparkasse entstanden. Sie wird dank dem grossen Sammlungserfolg der Jugendlichen in Zukunft noch weiter ausgebaut.


Endlich kann man seinen Lebensunterhalt verdienen