Wakaltou, Nordkamerun
Unter grösstem Zeitdruck war einer Klasse der Kantonsschule Enge 2022 die Rettung von 25 Kindern vor dem Hungertod in Wakaltou gelungen. Danach stand die Zukunft des ganzen Dorfes auf der Arbeitsliste der Schülerinnen und Schüler.
Der Kampf gegen die akute Unterernährung war nur der Auftakt. Sechs weitere Teilprojekte sollten
langfristig Ernährungssicherheit für 1'700 Menschen garantieren – biologisch und nachhaltig. Ein
grosses Ziel für eine Projektunterrichtsklasse, die nur ein halbes Jahr Zeit für die Planung und das
Fundraising hatte. Was zuerst fast unmöglich erschien, wurde Realität. Über CHF 136'000.- standen
am Ende für die Umsetzung zur Verfügung. Damit konnte der lokale Partner von IPA in Wakaltou
systematisch vorgehen. Ein Team von 15 Spezialisten wurde vorbereitet und ins Dorf geschickt, wo
sie intensiv mit den Begünstigten arbeiteten. Für den Anbau von Reis, Hirse und Gemüse richtete man
Demonstrationsfelder ein. In Lektionen über den Klimawandel lernten die 102 Mitglieder der
Bauerngruppe, wie sie in Zukunft ihre Felder umweltschonend bestellen können.
Alles war auf bestem Weg, als sich enorme Wassermassen aus der Zentralafrikanischen Republik
über den Fluss Chari in die Region wälzten und sie überschwemmten. Im November 2022 geriet die
Lage ausser Kontrolle. Die Region war von der Umwelt abgeschnitten, die Felder gefährlich überflutet.
Man rechnete mit grossen Ernteverlusten. Das Teilprojekt Reisanbau drohte im wahrsten Sinne des
Wortes unterzugehen. Danach brach ein Damm, der die Nationalstrasse schützen sollte – und gerade
das rettete die Felder von Wakaltou. Das Wasser floss ab, und die Verluste waren viel kleiner als
befürchtet. Im Januar erntete man 127,7 Tonnen Reis.
Lebenstraum Zucker im Tee
Die Erleichterung war riesig, die Hungersnot abgewendet. Die weiteren Teilprojekte hatten die
Jugendlichen mit Enthusiasmus angepackt. Ein Lagerhaus wurde gebaut, man pflanzte Fruchtbäume
und lernte, wie man Geflügel, Schafe und Ziegen artgerecht halten kann. Die Tiere sind nicht nur
wegen dem Fleisch und der Milch wichtig. Sie sind eine Art «lebendes Sparschwein», eine
Versicherung für schlechte Zeiten. Nur in der Auslastung des Lagerhauses gab es einen kleinen
Dämpfer. Im 15 km entfernten Sao hatten die Dorfbewohner das IPA-Lagerhaus geradezu überfüllt. In
Wakaltou hingegen wollten zuerst nur wenige Familien das Angebot nützen; viele möchten ihre Ernte
zuhause haben. Andere Ethnie, andere Mentalität. Dennoch ist das Projekt auf allen Ebenen ein
Erfolg - und berührend der alte Mann, der dem IPA-Partner dankte. «Es war ein Lebenstraum von mir,
einmal genug Geld zu haben, um Zucker für meinen Tee zu kaufen», meinte er. «Das wollte ich vor
meinem Tod noch erleben. C'est fait. Merci à vous!» Der Unterpräfekt erklärte, dass ab jetzt alle, die in
seinem Zuständigkeitsbereich ein Projekt in der Landwirtschaft umsetzen wollen, das Vorgehen von
IPA als Vorlage nehmen müssen. Der lokale Partner wurde für seine umsichtige und sorgfältige Arbeit
überall geschätzt und respektiert. «Que Dieu Tout Puissant vous bénisse», rufen ihm die Menschen
zu. «Ihr habt aus mir einen Helden gemacht», meinte er lachend.